Artikel Merkur.de vom 01.03.2023

Mietvertrag für Orgelmuseum ausgelaufen – Wo ist Platz für diese Raritäten?

Von: Sabina Brosch

Das Orgelmuseum muss umziehen. Die seltenen Stücke benötigen viel Raum. Foto: © Sabina Brosch

Das Orgelmuseum sucht eine neue Heimat. Der Mietvertrag ist soeben ausgelaufen, und Museumsleiter Alois Piterna (69) sucht noch nach Räumen für seine 160 Orgeln und Keyboards.

Unterschleißheim – Es herrscht Tristesse im Isar-Amper Einkaufszentrum (IAZ) in Unterschleißheim: leere Geschäfte, die Rolltreppe und der Lift sind abgeschaltet. Im ersten Stock jedoch brennt noch Licht, auf gut 300 Quadratmetern stehen kreuz und quer Orgeln herum, liegen meterweise Kabel, stapeln sich Musiknoten-Hefte und mittendrin ein strahlender Alois Piterna. „Eigentlich sollte es auch hier schon leer sein. Ich habe von 440 Orgeln auch schon auf 140 reduziert. Aber ich habe noch nichts Passendes für das Orgelmuseum gefunden.“ Er bat bei dem Gebäudeeigentümer regelmäßig um Aufschub, verzichtete auf Heizung und bezahlte auch weiterhin seine Miete. Denn Piterna vertraut auf die zahlreichen Unterstützer, die zum Teil aus den Reihen der Stadträte aber auch den Unterschleißheimer Geschäftsleuten kommen und ihm ihre Hilfe bei der Suche nach passenden neuen Räumen zugesagt haben.

Museum soll auch zukünftig zentral liegen

Aus Unterschleißheim will Piterna nicht weg, und möglichst zentral soll das Orgelmuseum künftig auch liegen. „Waren die Eltern unten am Marktplatz oder im IAZ beim Einkaufen, dann schickten sie ihre Kinder zu mir herauf. Der Platz hier war ideal“, sagt Piterna. Auf diese Laufkundschaft will er künftig nicht verzichten. Dabei setzt er auf seine Bekanntheit am und im Ort. Er leitete über 40 Jahre die Musikschule, 17 seiner ehemaligen Schüler sind Lehrer in Unterschleißheim, aktuell unterrichtet Piterna noch neun Schüler. Studiert hat er Konzertorganist und Orgellehrer, seine erste eigene Orgel erwarb er 1973, spielte in unterschiedlichen Bands nicht nur an der Orgel, sondern auch am Schlagzeug und finanzierte sich seinen Lebensunterhalt als Vorführer von Instrumenten. 1969 stieg er bei der Firma Solten ein, wechselte ein Jahr später zum japanischen Hersteller Yamaha, pendelte viele Jahre zwischen Zürich, Hannover und London.

Vorführ-Orgel günstig erstanden

Seit dieser Zeit sammelt Piterna Orgeln, „denn ich konnte die Vorführ-Orgeln oft günstig erwerben. Statt 50 000 Mark bekam ich sie für einen Bruchteil und konnte den Kaufpreis oft auch noch durch seine Arbeit als Orgel-Vorführer abarbeiten“.

Unter Bürgermeister Rolf Zeitler baute er das Orgelmuseum zu einem städtischen Museum auf, 2017 jedoch wurde das Museum „nach einem Stadtratsbeschluss an mich rückabgewickelt“ und er bezog die Räume im IAZ. Piterna wusste, dass der Mietvertrag zeitlich befristet war, die Stadt das Gelände umgestalten wollte. „Aber dass das Ende feststeht, schiebt man natürlich erst mal vor sich her“, so Piterna. Bis zu 100 Besucher kamen monatlich in das Museum, zahlreiche schweizerische oder niederländische Fernsehsender und auch zahlreiche Studiomusiker haben hier ihre Ton-Aufnahmen gemacht, viele Orgelhersteller ihre Produkt-Neuheiten vorgestellt.

Diese Ausstellung ist die einzige ihrer Art

Denn Piternas Ausstellung ist die einzige ihrer Art. Ein ähnliches Museum habe es bis vor zehn Jahren in der Schweiz gegeben, der Hersteller Yamaha habe in Tokio eher einen Showroom der eigenen Produkte. „Bei mir stehen 40 verschiedene Fabrikate, wobei 34 schon gar nicht mehr produziert werden.“ Darunter auch „Kuriositäten“, wie etwa eine Hammond-Orgel, die man 15 Minuten vor dem Spielen einschalten muss, damit die Röhren hochfahren. Eine andere aus den 1980er Jahren besteht aus über 200 000 Bauteilen, „die kostet 90 000 Euro“, für deren Innenleben interessieren sich dann eher Radio- und Fernsehtechniker, die dann über Platinen oder Sinus-Kurven fachsimpeln.

Jede Orgel hat ihre eigene Geschichte, die Piterna erzählen kann. Etwa, dass er mit VW Bus und Hund schon mal 14 Tage nach England unterwegs war, um ein weiteres Instrument nach Unterschleißheim zu bringen. Alle Besucher hatten in das Orgelmuseum stets freien Eintritt. „Die Miete und den Unterhalt habe ich durch das Unterrichten und durch Konzerte, die hier stattgefunden haben, finanziert.“